

In Szene gesetzt
Ein Blick zurück
Die Geschichte des Bürgenstock Resorts beginnt vor fast 150 Jahren. Die beiden Gründer Franz Josef Bucher Durrer und Josef Durrer kaufen 1871 die Alp Tritt auf dem Bürgenberg oberhalb des Vierwaldstättersees. Die beiden haben einen guten Riecher für alles, was ihnen Gewinn einbringt. Sie erkennen früh, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig werden wird. Am 8. Juni 1873 eröffnen die Unternehmer mit dem Bürgenstock Hotel – später in Grand Hotel umbenannt – ihr erstes Haus auf dem Bürgenberg. Dieses gilt als Inbegriff mondäner Gastlichkeit, und es trifft mit seiner Aussicht den Nerv der Zeit. 1888 erfolgt die Eröffnung des Park Hotels und 1903 des Palace Hotels.
Um die vielen Gäste auf den Bürgenstock zu bringen, bauen Bucher & Durrer auf der Nordseite des Bergs eine Standseilbahn. Ab 1888 kommen die Gäste per Schiff nach Kehrsiten. Von dort führt sie die erste elektrische Standseilbahn der Schweiz zu den Hotels. Wenig später lässt Franz Josef Bucher Durrer von Mineuren einen Weg in die senkrechte Bergflanke sprengen. Als der Felsenweg fertig ist, hat Franz Josef Bucher Durrer die verrückte Idee, von dort einen etwa 150 Meter hohen, meist frei stehenden Lift auf die Hammetsch-Wand zu bauen. 1905 sind Weg und Lift weltweit eine Sensation. Der filigrane Lift ist noch heute der höchste Aussenlift Europas. Die Sicht aus der Kabine ist auch nach mehr als 100 Jahren überwältigend.
Hollywoodstars und Politgrössen
Als der Unternehmer Friedrich Frey-Fürst 1925 die in die Jahre gekommenen Bürgenstock-Hotels kauft, muss er sie komplett erneuern. Frey-Fürst baut auch das Seebad in Kehrsiten sowie den Golfplatz, und er legt eine hochkarätige Kunstsammlung an. Als Frey-Fürsts Sohn Fritz Frey 1953 den Bürgenstock übernimmt, weht frischer Wind durch die Hotels der Belle Époque. Inspiriert von einer Amerikareise ergänzt er die Anlage mit einem organisch geformten Aussenpool samt Unterwasserbar. Zu seinen treuen Gästen zählen mächtige Politiker, erfolgreiche Unternehmer und Hollywoods High Society. Die Schauspielerin Audrey Hepburn und ihr Mann Mel Ferrer heiraten 1954 in der Kapelle des Bürgenstocks. Die Schauspielerin Sophia Loren und ihr Mann Carlo Ponti bewohnen während 13 Jahren eine Villa auf dem Bürgenberg.
Als eines der ersten Hotels der Schweiz setzt der Bürgenstock auf internationale Kongresse und Konferenzen. Bereits 1953 trifft der indische Ministerpräsident Jawaharlal Pandit Nehru seine Europa-Botschafter auf dem Bürgenstock. Aber auch die Zypern-Konferenz mit UN-Generalsekretär Kofi Annan wird 2004 in den Hotels durchgeführt. Diesen berühmten Gästen ist auf der Piazza ein Teil des verstreuten Museums gewidmet. Die in die Fassade eingelassene Celebrity Wall zeigt zu einer Collage montiert rund 30 Berühmtheiten, die hier als Gäste zu Besuch waren. Neben den oben genannten auch: Sean Connery, Charlie Chaplin, Jimmy Carter, Helena Rubinstein und viele mehr.
Schlaglichter auf die Geschichte
Weitere Ausstellungen erzählen bei der Schiff- und Bahnstation in Kehrsiten, im Hotelkorridor von der Lobby zum Palace Hotel, auf dem Weg zum Spa, in der ehemaligen Wetterstation und im Park der Walk of History von der reichen und spannenden Geschichte. Sie tun dies auf verschiedene Arten und mit diversen Medien. Historische Quellen und Originale spielen bei der Vermittlung eine wichtige Rolle: eine Vielzahl handgeschriebener Menüs dokumentiert, was man Gästen vor 100 Jahren auftischte, Filme aus den Fünfzigerjahren zeigen Modeschauen im und um den Pool, Originalmöbel und Gemälde lassen die Einrichtung von einst bruchstückhaft wieder aufleben.
Das Clevere und zugleich Schwierige am verstreuten Museum auf dem Bürgenstock ist, dass sich die Ausstellungen nicht in einem separaten Bau befinden, sondern dass sie entlang der Wege von Gästen und Besuchern platziert sind. Ob man will oder nicht, man kommt an den Ausstellungen vorbei und nimmt die Geschichte des Orts en passant mit. Die Ausstellung in Kehrsiten ist zugleich Wartezimmer für Schiff oder Bahn, die beiden Ausstellungen zwischen Palace Hotel und Lobby oder zum Spa sind Erschliessungszonen, die Wetterstation allgemeiner Infopoint. Jede Ausstellung verfügt über eine Doppelnutzung, muss robust sein im Alltag und im Unterhalt. Aufsichtspersonal oder Auskunftspersonen gibt es nicht. Alles muss selbsterklärend und leicht verständlich sein. Damit weitgereiste Gäste die Texte ebenfalls verstehen, sind neben den deutschen und englischen Texten QR-Codes platziert, die – sobald mit einem Smartphone fotografiert – die Ausstellungen in weiteren acht Sprachen zugänglich machen.
Arian a Pradal
Einmaliges Museumskonzept
Das Konzept des verstreuten Museums in einem Hotel ist einmalig in der Schweiz. Hotelgäste wie Besucher können die sechs Orte alleine und kostenlos besichtigen. Diese sind über das grosse Gelände des Resorts verteilt. Das verstreute Museum vermittelt abwechslungsreich mit historischen Filmen und Möbeln, mit Deckenmalereien und Balkonfragmenten, mit Prospekten und Fotos aus verschiedenen Epochen von der vielfältigen und glamourösen Geschichte des Bürgenstocks. Mit Architekturmodellen, Fotos und einem Zeitrafferfilm wird auch die jüngste Entwicklung dokumentiert. Wie vor 150 Jahre kann man so wieder durch das Hoteldorf flanieren.
Auftraggeber: Bürgenstock Kunst- & Kulturstiftung
Kuratorin und Texte: Ariana Pradal, Zürich
Ausstellungsarchitektur- und -grafik: Gasser Derungs, Zürich/Chur